Leserbrief von Ralph Rückerl, Sprecher der Germeringer GRÜNEN zum Zeitungsartikel "Hotel an Stadthalle ist Teil des Masterplans" in Merkur/FFB vom 1.2.2016:
Die Mehrheit, von der Herr Oberbürgermeister Haas spricht, ist die Mehrheit im Stadtrat. Es ist nicht die Mehrheit der Germeringer Bevölkerung. Wer mit den Bürgern spricht, erkennt schnell, dass eine massive Bebauung vor der Bibliothek nicht gewünscht wird.
Die Vorschläge der Architekten ähneln erschreckend den Plänen, die 2008 mit überwältigender Mehrheit im Bürgerentscheid abgelehnt wurden. 74 Prozent stimmten damals für die Aussage "Sind Sie für den Erhalt des Platzes Ecke Landsberger Straße / Untere Bahnhofstraße als Freifläche und damit gegen die Errichtung eines Hotels auf diesem Platz?". Die Stadtpolitik muss erst noch erklären, warum das heute anders sein sollte.
Der Hinweis auf den Masterplan des Stadtentwicklungsprozesses kann nur ein Alibi darstellen. Dort ist zu lesen: "Mögliche Nutzungen sind Einzelhandel, Gastronomie, Funktionen des Rathauses (Bürgerbüro, Stadtinfo), Kultur, VHS, Kino, Hotel." Ein Hotel war also nur eine von zahlreichen Alternativen.
Mag sein, dass Germering ein Hotel der gehobenen Kategorie brauchen kann. Noch ist die Stadt den Nachweis allerdings schuldig. Es gibt bislang kein entsprechendes Gutachten. Der Investor, der das Gebiet um das alte Hotel Huber umplanen soll, hat ein vergleichbares Bedarfsgutachten für die Lage am Bahnhof in Auftrag geben lassen. Dass er nun kein Hotel am Bahnhof mehr errichten will, kann nur an fehlender Rentabilität liegen. Warum aber sollte ein Hotel nur 200 Meter entfernt besser funktionieren? Warum sollte die Stadt also ihr kostbarstes Grundstück an einen Investor verscherbeln, für ein wirtschaftlich fragwürdiges Hotel?
Der Stadtrat sollte besser das Nutzungspotential und die Aufenthaltsqualität des Stadtplatzes verbessern, anstatt sich an einem Thema abzuarbeiten, welches die Bürger längst für erledigt hielten. Für die optische Fassung des Platzes ist ein kleiner Baukörper mit Gastronomie und Ausstellungsflächen durchaus ausreichend. Ein solches Projekt könnte die Stadt selbst finanzieren, ohne Verkauf des wichtigsten städtischen Grundstücks.
Ralph Rückerl
Sprecher des Ortsverbands Germering von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN